...inmitten eines Landschaftsschutzgebietes, am Dorfrand gelegen und direkt an der Bahnstrecke Berlin-Dessau. Nächstes Jahr werden es 10 Jahre, in denen ich meinen schönen Dreiseitenhof in einem 160-Seelendorf erlebe, belebe und bewirtschafte.
Wobei bewirtschaften etwas übertrieben klingt. Ich halte hier ein paar Hühner, habe inzwischen zwei Gewächshäuser und eine Ackerfläche von ca 50 qm, in denen Tomaten, Kohl, Zwiebeln, Kartoffeln, Zucchini, Bohnen, Kräuter und Salate gedeihen und es mir zumindest in den Sommermonaten ersparen, holländisches oder spanisches Wassergemüse im Supermarkt kaufen zu müssen. Das ist also eher Hobby-Bewirtschaftung, das ist mir schon klar, aber sie ist mir wichtig. Nicht nur, weil es Spaß macht und einen guten Ausgleich zu meinem anspruchsvollen Berufsleben als freiberufliche Filmemacherin darstellt, sondern weil ich es als sinnvoll erachte, den kleinen Flecken Natur, den mir das Leben anvertraut hat, so zu pflegen und zu nutzen, dass er den größtmöglichen Nutzen bringt. Und dies meine ich im weitesten Sinne. Nutzen für den Menschen, also mich, meine Familie, meine Freunde und meine Gäste. Und Nutzen für die Natur, die Tiere die hier leben, (bis auf die Ratten und Mücken sage ich mal), die Insekten, die Pflanzen, den Boden, die Luft und wenn es irgendwie möglich ist auch noch für das Grundwasser. Indem ich wenig Schädliches ins Klo schmeiße, Frischwasser gezielt und sparsam verwende und möglichst viel Regenwasser auffange um es zum Gießen zu verwenden.
Eine Komposttoilette, die ohne Wasserspülung auskommt und damit erheblich Trinkwasser spart ist eines der vielen, vielen Projekte, die ich hier umsetzen möchte.
Ein anderes ist ein Solarkocher, der, wenn er gut gemacht ist wohl auch im Winter funktioniert und der wiederum erheblich Strom-Energie spart.
Ich bin überzeugt, dass der einzig wirkungsvolle Weg aus der nahenden Klimakatastrophe ein wirklich radikaler Konsumverzicht ist. Das klingt ziemlich unsexy und macht einen sofort innerlich rebellisch. Ich weiß. Bin ich doch selber ein ziemlicher Genussmensch, der lieber noch mehr ackert und ranschafft als auf irgendetwas verzichten zu müssen.
Aber hey! Mir macht das tatsächlich Spaß und dadurch wird es von unsexy schon wieder richtig sexy. Das ist wie mit irgendeiner Diät, wo man, sagen wir mal, auf Kohlehydrate verzichtet (habe ich früher jahrelang gemacht und ich war richtig gut darin!) oder versucht nur vegan zu essen. Man fängt an, kreativ zu werden, sich zu informieren, neue Ideen zu entwickeln und isst dann eben andere Sachen, probiert neue Rezepte aus und beschäftigt sich mit Lebensmitteln, die man vorher nicht so interessant fand.
So ähnlich geht es mir jetzt mit der Konsum- und Energie-Diät. Ich schalte den Badezimmerboiler auf lauwarm, ist eh Sommer, und dusche nur wenn ich das Gefühl habe es muss mal wieder sein.
Klamotten gibt es bei mir jetzt nur noch gebraucht (der Konsumspaß ist eigentlich nicht schlechter, auf momox.de z.B. kann man nach Größen, Farben, Material etc. browsen und wenn man was bestellt und es gefällt einem nicht, kann man es sogar kostenlos zurückschicken. Wobei fraglich ist, ob das zum Energie-Spar-Prinzip passt. Aber man muss ja auch nicht päpstlicher sein als der Papst)
Und was das Essen betrifft: ich habe ja meinen kleinen Fleck Natur, in dem mir zwar keine gebratenen Tauben, aber immerhin ab und zu gebratene Hühner in den Mund wachsen (also ich muss sie natürlich schlachten, ausnehmen und das Braten geht auch nicht von allein und das alles macht ganz schön viel Arbeit also so direkt in den Mund wachsen stimmt nicht ganz) und auf dem fast alles was grünt und blüht auch essbar ist, ob ich es nun selbst angepflanzt habe oder nicht.

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